Das Salz des
hl. Rupertus
Als im FrŸhjahr auf einer Klausurtagung der Pastoralrat Ÿber das Jahresthema ãGlaube, der die Welt verŠndertÒ beriet, wurde u.a. die Anregung ausgesprochen, wir sollten in unsere †berlegungen auch das Salzfass des hl. Rupertus einbeziehen, es hŠtte uns nŠmlich viel zu sagen.
Dieser Anregung mšchte der Nachfolger des hl. Rupertus am Abend seines Festes einmal entsprechen. Ich mšchte einmal eine Deutung des Salzfasses versuchen, mit dem unser heiliger Glaubensbote Rupertus seit Jahrhunderten in der christlichen Kunst dargestellt wird. Es hat uns, wie sich zeigen wird, fŸr die rechte Verwirklichung des Jahresthemas ãGlaube, der die Welt verŠndertÒ gar manches zu sagen.
Was sagt uns also das Salzfass in der Hand des hl. Rupertus?
1. Es erinnert an die wirtschaftliche Pionierarbeit des Glaubensboten Rupertus: Als er nŠmlich um 680 in unser Land kam, um hier die Frohbotschaft Christi zu verkŸnden, erschloss er u.a. auch – so berichtet jedenfalls die †berlieferung – das durch die Všlkerwanderung verfallene Salzbergwerk am DŸrrnberg bei Hallein wieder und erschloss damit eine Ÿberaus wertvolle wirtschaftliche Lebensquelle. Rupertus leistete mit seinen Mšnchen sicher auch auf verschiedenen anderen Gebieten wirtschaftliche Pionierarbeit und fšrderte den wirtschaftlichen Aufstieg der Bevšlkerung durch Rodung, durch Entwicklungshilfe mannigfachster Art, durch Arbeitsbeschaffung usw., in der †berzeugung, dass die zum Christentum bekehrten Menschen die Gebote Gottes und die Ÿbrigen sittlichen Verpflichtungen des christlichen Glaubens nur dann halten kšnnen und nur dann wahrhaft christlich leben kšnnen, wenn ihnen die nštige materiell-wirtschaftliche Existenzgrundlage fŸr ihren Lebensunterhalt zur VerfŸgung steht. So denken wir demnach beim Salzfass des hl. Rupertus zu allererst an die Pionierarbeit, die er mit seinen Mšnchen in diesem unserem Land auf wirtschaftlichem Gebiet geleistet hat. Es zeigte sich dabei bereits in sehr positiver Weise der ãGaube, der die Welt verŠndertÒ. Jeder Kenner der Salzburger Landesgeschichte wird diese Leistung des hl. Rupertus, seiner GefŠhrten und ersten Nachfolger anerkennen und wird sich an das Loblied erinnern, das der fromme deutsche Dichter des vorigen Jahrhunderts, der Arzt Friedrich Wilhelm Weber ins einem Epos ãDreizehnlindenÒ den Mšnchen gesungen hat. Rupertus und seine GefŠhrten zeigten in Wort und Tat WŸrde, Wert und Segen der im Heidentum vielfach verachteten Arbeit als Auftrag Gottes an den Menschen auf im Sinn des Gotteswortes im Schšpfungsbericht der Genesis: ãMacht euch die Erde untertan!Ò und im Sinn der benediktinischen Lebensgrundregel: ãOra et labora, Bete und arbeite!Ò
2. Aber blo§es Arbeiten und Schaffen, das so leicht zum Schuften und Raffen wird, wŠre zu wenig fŸr ein wirklich menschenwŸrdiges christliches Leben. Wir wissen ja um das Wort, das Jesus in der WŸste bei der Versuchung dem teuflischen Widersacher entgegnete: ãNicht vom Brote allein lebt der Mensch...Ò Er braucht auch Nahrung fŸr seinen Geist in Kultur, Wissenschaft und Kunst. Wie das Salz der Speise die rechte WŸrze gibt so ist die WŸrze des Lebens die Kultur, in der sich das Wahre und Schšne verkšrpert. Wie viel aber hat doch auch in dieser Hinsicht der hl. Rupertus mit seinen GefŠhrten und Nachfolgern fŸr das Salzburger Land geleistet! Wer brachte denn neben der christlichen Gesittung und Herzensbildung auch Geistesbildung unserem Volke? Die Kirche war es mit ihren Kloster- und Domschulen und ihren Bibliotheken, in denen sie das kostbare literarische und wissenschaftliche Erbe der Antike bewahrte und weiter Ÿberlieferte zusammen mit dem Wort Gottes in der hl. Schrift und in den ersten Werken der KirchenvŠter! Bildung und Kultur, ja, auch wenn es heute vielfach nicht mehr gerne zugegeben wird, sie gehen doch in unserem Land weithin auf das Konto des hl. Rupertus und seiner Nachfolger, die die ersten Schulen bauten und zuletzt, vor gut 350 Jahren in der gro§en Persšnlichkeit des Paris Lodron auch die den Benediktiner-Mšnchen anvertraute UniversitŠt grŸndeten. †berdies, was wŠre unsere Bischofs- und Landeshauptstadt Salzburg, die wegen ihrer Schšnheit in aller Welt bewundert wird, wenn die Bischšfe nicht die gro§en Bauherren und KunstmŠzene gewesen wŠren, die wahrhaft gro§artige Sakral- und Profanbauten aufgefŸhrt haben und sich als wahre Fšrderer von Kunst und Wissenschaft bewŠhrt haben! Salz des Geistes, christliche, abendlŠndische Kultur und Bildung, auch sie sind ein Erbe des hl. Rupertus, das uns in seinem Salzfass versinnbildet ist! Auch hier zeigt sich wieder ãGlaube, der die Welt verŠndertÒ. UnwillkŸrlich drŠngt sich das die Hoffnung und der Wunsch auf, dass doch aus unseren Schulen, von den KindergŠrten und Volksschulen angefangen bis hinauf zu den Hochschulen und UniversitŠten, der christliche Geist nicht weichen oder gar durch marxistischen Geist abgelšst werden mšge!
3. Viel mehr noch als die wirtschaftliche und kulturelle Pionierarbeit des hl. Rupertus und seiner Helfer und Nachfolger sehe ich in seinem Salzfass das verkšrpert, was der Priester meinte, wenn er bisher bei der hl. Taufe dem TŠufling Salz in den Mund legte mit den Worten: ãEmpfange das Salz der Weisheit, es bringe dir Gnade zum ewigen Leben.Ò
Auch das gro§artigste Wirtschaftswunder kann zu einer Gefahr des Niedergangs werden. Wir kennen ja heute in Stadt und Land schon das, was man paradoxerweise Wohlstandsverwahrlosung nennt! Und alle Kultur und Kunst kann zu einer seelenlosen Fassade werden, wenn den Menschen die wahre Weisheit der gšttlichen Offenbarung in der Frohbotschaft Jesu Christi und das gšttliche Leben der Gnade abgeht und die Menschen in ungehemmter sexueller Lustbefriedigung sittlich verkommen und verfaulen, weil ihnen jenes ŸbernatŸrliche Salz fehlt, das sie vor der FŠulnis des Lasters bewahrt, ihnen Ÿber das kurze Erdenleben hinaus Weg und Ziel zum wahren GlŸck angibt und ihnen die wahre Hšhe und echte Tiefe der MenschenwŸrde schenkt, den Adel der Gotteskindschaft, das gšttliche Leben der Gnade, diese notwendigste Voraussetzung fŸr den wahren Wert eines Menschen in den Augen des dreimal heiligen Gottes und diese Grundbedingung fŸr die Erlangung des ewigen Heils nach dieser kurzen Erdenzeit! ãEmpfange das Salz der Weisheit, es bringe dir Gnade zum ewigen Leben!Ò Wenn der Priester bei der Taufe diese Worte zum TŠufling sprach und sie voll und ganz Geltung haben, so dŸrfen wir beim Salz im Salzfass des hl. Rupertus auch an die kostbare Gabe des christlichen Glaubens, an die Taufe und Taufgnade und an alle anderen Sakramente denken, durch die Rupertus und seine GefŠhrten und die nachfolgenden Seelsorger bis herauf in unsere Zeit den Menschen in unserem Land auch hier all das gro§e und Erhebende und beglŸckende vermittelt haben, das wir mit dem Begriff ã†bernaturÒ zusammenfassen, in die der lebendige Christ, der Mensch im Gnadenstand hineingehoben ist. Von solchen Menschen gilt dann das Wort des Herrn in der Bergpredigt: ãIhr seid das Salz der Erde!Ò An solchen Menschen wird dann der ãGlauben der die Welt verŠndertã spŸrbar und greifbar.
4. Hier werden wir dann aber auch an unsere Verantwortung als Christen erinnert, wenn wir, Bischšfe, Priester und GlŠubige, von dieser unserer Aufgabe hšren, Salz der Erde, Salz fŸr die Erde, fŸr die VerŠnderung der Welt zu sein: Wie das Salz die Speisen schmackhaft macht, so soll der echte wahre Christ, erst recht der Angehšrige des Priester- und Ordensstandes, den GlaubensbrŸdern, aber auch den Abseitsstehenden, den UnglŠubigen die Speise des Wortes Gottes, den christlichen Glauben, schmackhaft machen durch das Apostolat des guten Beispiels, des guten Wortes und der guten Tat! Hier wŸrde dann spŸrbar, wie der gelebte Glaube wirklich die Welt und die Menschen in ihr zum Besseren zu Šndern vermag!
Und wie das Salz FŠulnis fernhŠlt, so sollte der echte, ganze Christ auf FŠulniserreger in der Gemeinschaft, in der er zu leben und zu arbeiten hat, achten und sie nach KrŠften auszuschalten suchen!
Und wie das Salz unscheinbar, anspruchslos, selbstlos ist, denn es schwindet ja všllig und verschwindet bei seiner Anwendung, so soll der echte, ganze Christ, erst recht der Priester, der Ordensmann, die Ordensfrau, frei sein von jeder †berheblichkeit, er, sie, soll bescheiden, demŸtig und selbstlos sein und nur einen Ehrgeiz kennen, nŠmlich den, allzeit bereit zu sein, um in Liebe zu dienen und zu helfen und den weltverŠndernden Glauben zu verbreiten in apostolischer und missionarischer Gesinnung.
Wie schlie§lich das Salz zuletzt auch an das Opfer erinnert, zu dem es nach dem Wort der hl. Schrift dazugehšrte (Mk 9,49: ãJedes Opfer wird mit Salz gesalzen!Ò), so sollte sich jeder echte, ganze Christ nach der Forderung des Herrn in der Bergpredigt immer daran erinnern: ãSalz der ErdeÒ sein hei§t Salz fŸr die Erde sein in Opferbereitschaft und SŸhnebereitschaft!
5. In dieser mehrfachen Deutung des Salzfasses des hl. Rupertus klang bereits, wie ich zuversichtlich hoffe, eine Antwort auf die heute oft gestellte Frage auf, ob denn unser christlicher Glaube noch weltverŠndernde Kraft besitze und den Menschen von heute noch etwas zu sagen und zu geben habe. Er hat ihnen freilich nichts mehr zu sagen und zu geben, wo er seiner wesentlichen Aussagen und Forderungen beraubt, entschŠrft, aufgeweicht und aufgelšst wird. Hier gehšrt an das harte Wort Christi vom schalgewordenen Salz erinnert: ãEs taugt zu nichts mehr als dass es hinausgeworfen und von den Menschen zertreten wird!Ò (Mt 5,13). Fehlt dem christlichen Glauben nicht deswegen heute die weltverŠndernde Kraft und kommt er nicht deswegen bei vielen Menschen nicht mehr an, weil viele Christen, leider auch sogar manche jŸnger Christi im Priester- und Ordensstand, schalgewordenes Salz und unglaubwŸrdig geworden sind in ihrem Leben, Reden und Wirken? Ich meine, man darf mit Recht sagen: Nur dann fehlt dem christlichen Glauben die weltverŠndernde Kraft und nur dann hat der christliche Glaube den Menschen unserer Zeit nichts mehr zu sagen, wenn die Christen, die AnhŠnger und Bekenner des christlichen Glaubens, schalgewordenes Salz sind, weil ihnen die Bereitschaft, der radikale Ernst und vielfach sogar der Mut fehlen, aus dem christlichen Glauben, gemŠ§ dem christlichen Glauben zu leben in der rechten, opferbereiten Gottesliebe und in der selbstlosen, hilfsbereiten, einander ertragenden und einander immer wieder verzeihenden NŠchstenliebe!
Wir alle, die wir uns in diesem Land Christen nennen, mŸssen wieder viel mehr dafŸr Sorge tragen, dass das Salz im Salzfass des hl. Rupertus nicht schal wird, dass der christliche Glaube, den Rupertus unserem Volk gebracht hat, nicht unglaubwŸrdig wird durch unsere GlaubensschwŠche, in der wir uns immer mehr der Welt und dem Zeitgeist anpassen, statt umgekehrt aus dem gelebten Glauben heraus die Welt nach christlichen GrundsŠtzen zu gestalten und wieder zum Besseren zu verŠndern.
Der hl. Rupertus mšge uns zum Leben aus dem Glauben, der auch heute noch weltverŠndernde Kraft besitzt wie damals im 7. und 8. Jahrhundert, Gnade und Mut zum Widerstand gegen falsche Anpassung an die Welt erbitten. Wir tragen die Reliquien des hl. Rupertus von seinem Grab in St. Peter zu seinem Grab im Dom. Da soll uns jetzt aufgehen, was die fŸnfte und letzte Strophe des neuen Rupertusliedes besagt: ãDas Grab ist uns ein Zeichen, wenn GlaubensstŸrme wehn, der Welt das Heil zu reichen aus Christi Auferstehn. Macht das Herze weit fŸr die Not der Zeit! Gott hat uns all bestellt zum Salz der weiten Welt!Ò Amen